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Motivation und Perspektive

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Was sind Psychedelika? Woher kommt meine Motivation?

 

​Eine psychoaktive Substanz, die (dosisabhängig) halluzinogen wirksam ist, wird als Psychedelikum bezeichnet. Klassische psychedelische Substanzen sind unter anderem

  • Meskalin (z.b. Lophophora williamsii oder auch Trichocereus macrogonus pachanoi)

  • DMT (Psychotria viridis, Mimosa hostilis),

  • LSD (halbsynthetisches Derivat natürlich vorkommender Mutterkornalkaloide -> Secale Cornutum)

  • Psilocin (aktiver Metabolit des Psilocybins -> diverse (Psilocybe-) Pilzarten enthalten unter anderem beide Alkaloide in unterschiedlichen Konzentrationen).  

Es gibt keine Nachweise darüber, dass sie ein physisches Abhängigkeitspotential bergen. Einige Stoffe lassen sich allerdings nicht eindeutig klassifizieren, sodass z.B. Ketamin zwar durchaus psychedelische Eigenschaften hat, allerdings sehr wohl ein Suchtpotential aufweist. Aus pharmazeutischer Sicht halte ich eine Kriminalisierung dieser, aber auch weiterer psychotroper Stoffe nicht nur für fragwürdig, sondern mehr als fahrlässig und verantwortungslos. Durch deren Verbot konnte bisher sicherlich keiner einzigen Menschenseele geholfen werden, während es leider unzählige Opfer des „War on Drugs“ zu beklagen gibt! – Und das sowohl auf Seiten der Nutzer, wie auch der Justiz… Noch bedauerlicher allerdings ist das ungenutzte pharmakologische bzw. therapeutische Potential, das viele dieser Stoffe mit sich bringen. Die Wissenschaft in Bereichen einzuschränken, in denen es massiv an angemessenen Therapie- und Medikationsmöglichkeiten mangelt (Depression, PTSD, Suchterkrankungen etc.) und bei denen die Zahl der Betroffenen (nicht zuletzt Corona-bedingt) stetig zunimmt, kann man schon nicht mehr als unterlassene Hilfeleistung bezeichnen. „Kriminell“ ist hier ganz klar das passendste Adjektiv. Der einzige Bereich, dem die Prohibition von Nutzen ist, ist der Schwarzmarkt gekoppelt an Korruption. Und eben dieser floriert und birgt z.B. durch Versuche das NPSG (Neue-Psychoaktive-Stoffe-Gesetz) zu umgehen zusätzliche Risiken. Dass heute diverse synthetische Cannabinoide, Opioide und sämtliche „Research Chemicals“ für Probleme sorgen, liegt nicht an den Substanzen selbst, sondern an der Unwissenheit der Nutzer über Ihre Identität, Reinheit und Dosierung, bei dem Versuch auf „legale“ Substanzen auszuweichen, weil etwa das jeweilige „Original“ im BtMG steht. So gewinnen beispielsweise LSD25- Derivate an Aufmerksamkeit und der „Run“ auf CBD-Produkte und vor allem -blüten oder auch der Hype um HHC (Hexahydrocannabinol) lässt sich auch teilweise durch den fehlenden Zugang zu qualitativ hochwertigen, aber vor allem legalen THC-haltigen Cannabisblüten erklären. Die halbherzige Entkriminalisierung von Cannabis ist hier definitiv nur der Tropfen auf den heißen Stein und auf lange Sicht absolut nicht ausreichend!

Das Messen mit zweierlei Maß (Einteilung in „gute“ und „schlechte“ psychoaktive Stoffe, ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage) ist toxischer, als jede verbotene psychoaktive Substanz. Begriffe wie harte Drogen (zum Teil sogar fälschlicherweise von Fachkolleg:innen verwendet, die es besser wissen müssten) sind obsolet. Es ist an der Zeit eine sachliche Diskussion über diese Stoffe zu führen. Sowohl das „Verteufeln“ als auch das „Romantisieren“ sind gefährlich und sollten sowohl von Gegnern, als auch Befürwortern aber vor allem uns Fachleuten vermieden werden! Es sind nicht zuletzt die Medien, die eine große Verantwortung tragen und deren reißerische, populistische und möglichst polarisierende Berichterstattung zur jetzigen Situation bzw. Stigmatisierung beiträgt. Leider wird hier auf Kosten der Wahrheit und der Wissenschaft die Sensationslust der Bevölkerung bedient. Dabei wäre die Frage „warum interessiert sich der Mensch eigentlich so sehr für andere Bewusstseinsebenen?“ doch viel interessanter… Ein Teil der Antwort ist denkbar einfach: Weil der Mensch, seitdem er über das Bewusstsein verfügt, versucht dieses zu modifizieren – sei es auf kurze, oder lange Sicht… Einfacher ausgedrückt: „Drogen“ gehören zur Menschheit, ja sogar zum Menschsein dazu – das war so, ist so und wird immer so sein. Ein offener, ehrlicher und vor allem professioneller Umgang mit diesen Stoffen ist der einzige Weg Halbwissen zu bekämpfen (Hauptgrund für die Stigmatisierung) und betroffenen Personen bessere Hilfestellung bieten zu können.

Für die einen ist es Nikotin, für die anderen Ethanol für manche ist es Sex oder „Shopping“, für wiederum andere ist es eine illegale Substanz wie Kokain… Für die meisten dürfte es aber eine gesellschaftlich anerkannte "Droge" mit höchstem Suchtpotential und stärksten Auswirkungen auf das Dopaminsystem sein: Social Media...

Machen wir uns nichts vor... Wir alle haben unser Gift!

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